Oktober 2025

Kulturherbst 25 – Niederrhein in Farbe

Kulturherbst 2025 – Niederrhein in Farbe

„Der Niederrhein in Farbe“ hieß der Film, den der Heimatverein jetzt in seiner „Kulturherbst“ Reihe zeigte.

Die Zuschauer in der vollbesetzten Konventskirche machten sich auf eine gut zweistündige Schiffsreise von Königswinter bis hinter die niederländische Grenze und waren beeindruckt: Sie sahen über 100 Jahre altes Filmmaterial, sorgsam digitalisiert und teilweise mithilfe einer Lippenleserin sogar vertont.

Der mächtige Fluss mit den zahlreichen Sagen und Geschichten, die sich um ihn ranken, hat im Lauf der Jahrhunderte viel erlebt, strahlende Tage und bittere Momente. Vieles davon ist im Brauchtum erhalten geblieben, der Film zeigt zahlreiche Beispiele. Ob Kirmes oder Karneval, Schützenfeste oder Prozessionen, die Tradition ist bis heute höchst lebendig.

Entlang der Großstädte präsentiert sich der Strom von seiner unromantischen Seite, hier steht die Industrie im Mittelpunkt. Köln mit den Ford-Werken, Leverkusen mit den Bayer-Betrieben, Düsseldorf und Duisburg mit ihren Häfen: Der Film zeigt mit eindrucksvollen Bildern Ausschnitte rheinischer Industriegeschichte. Krefeld erlebte damals seine textile Blütezeit, auch in Hüls gab es zahlreiche Hauswebereien.

In seinem weiteren Verlauf durchquert der Fluss den klassischen Niederrhein, der sich eher entspannt gibt: Weite Landschaften, Kopfweiden und grasende Kühe prägen das Bild. Und dann natürlich der niederrheinische Mensch: Der Film bietet tiefe Einblicke in sein Seelenleben, das freilich bis heute noch nicht bis in seine letzten Winkel erforscht ist.

Am Ende des Abend gab es viel Applaus des interessierten Publikums. „Das zeugt vom hohen Stellenwert der Kultur- und Heimatpflege“, sagt Rainer Nabbefeld, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins.

Text : Heiner Deckers

Einweihung Hinweistafel alter juedischer Friedhof

Einweihung der Hinweistafel Alter jüdischer Friedhof

Nach langen Bemühungen durch den Heimatverein Hüls in Zusammenarbeit mit dem dem Verein Lebenswertes Hüls und mit finanzieller Unterstützung der Hülser Bezirksvertretung konnte am Sonntag (12.10.2025) die Hinweistafel zum alten jüdischen Friedhof enthüllt werden.

Der Vorsitzende des Heimatvereins Dr. Thomas Delschen und Bezirksvorsteher Thorsten Hansen empfingen mittags in den Heimatstuben Rabbi Wagner und Samuel Naydych von der jüdischen Gemeinde Krefeld und Sibylle Kühne-Franken vom NS-Dokumentationszentrum Villa Merländer. Auch über den Besuch von Leon Kaufmann, einem Nachfahren der jüdischen Hülser Familie Kaufmann, konnte man sich freuen.

Thomas Delschen, Vorsitzender des Heimatverein Hüls begrüßte die geladenen Gäste in der guten Stube des Heimatvereins. Er erläuterte noch mal kurz die Geschichte des Friedhofs. Hinter den Häusern auf der Klever Straße im Bereich zwischen Bottermaat und Kauffmansstraße befanden sich früher sowohl der jüdische Friedhof als auch die Synagoge.

Ende des 17. Jahrhunderts wurde der Friedhof außerhalb der damaligen Bebauung angelegt und diente bis 1890 der Bestattung jüdischer Bürgerinnen und Bürger. Als er vollständig belegt war, kaufte die jüdische Gemeinde 1891 ein Grundstück am heutigen Strathhof und legte dort den neuen jüdischen Friedhof an.

Als die jüdische Gemeinde das Grundstück des alten Friedhofs 1937 verkaufte, wurden die dort noch vorhandenen Grabsteine entfernt und vermutlich in oder bei der nahegelegenen Synagoge gelagert. Nach deren Zerstörung in der Reichspogromnacht wurden sie zerschlagen und im Hülser Bruch als Bau- und Drainageschutt verwendet. 2017 wurden Grabsteinreste wiederentdeckt, sie befinden sich jetzt auf dem neuen jüdischen Friedhof am Strathhof. Im Rahmen der Diskussionen um den Bebauungsplan 550 rückte auch der alte jüdische Friedhof wieder in das Bewusstsein. Das Gelände ist ein eingetragenes Bodendenkmal, ist aber nicht frei zugänglich, da es sich auf Privatgelände befindet. Damit es nicht wieder in Vergessenheit gerät, kam schnell die Idee auf, eine Hinweistafel anzubringen.

Bezirksvorsteher Thorsten Hansen freute sich besonders, dass auch ein Nachfahre der jüdischen Familie Kaufmann aus den Niederlanden angereist ist. Leon Kaufmann erzählte aus der bewegenden Geschichte seiner Familie. Vorfahren von ihm müssen auf dem Friedhof beerdigt sein. Rabbi Wagner führte aus, dass der Respekt vor den Toten ein hohes Gut in der jüdischen Kultur ist. Die Hinweistafel zeigt, dass die Vergangenheit nicht ausgelöscht ist.

Nach den einführenden Worten begab man sich gemeinsam mit den Gästen zum Haus Klever Straße 46 zur Enthüllung der Hinweistafel, die wenige Tage zuvor angebracht worden war.

Foto : Hülser Mitteilungen
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