Die Geschichte von Hüls (in Kürze)
Funde von Feuersteinbeilen, Brandgräbern sowie die Reste einer großen Wallanlage weisen auf eine frühe Anwesenheit von Menschen im Hülser Gebiet hin. Fassbarer wird die Hülser Geschichte aber erst im Mittelalter. Mit der Erwähnung des “Rethere de Holese” im Jahre 1112 liegt erstmals ein Hinweis auf das Geschlecht der Herren von Hüls (links ihr Wappen) vor. Die Mitglieder dieses Rittergeschlechtes waren Ministeriale der Kölner Erzbischöfe. Im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts bauten die Herren von Hüls ihren Besitz durch zielstrebige Erwerbs- und Pfandpolitik zur kleinen, vom kurkölnischen Amte Kempen eingefassten Herrlichkeit Hüls mit eigenem Schöffengericht aus. Sie bestand aus dem Marktort, dem Flecken, der sich am Rande der Mittelterrasse zwischen Bruch und Heerstraße entwickelte und einer Anzahl von außerhalb gelegenen Höfen.
Der erste Gebetsraum in Hüls war eine Kapelle am Rittersitz, der vermutlich im Bereich der “Klausur” und der heutigen Pfarrkirche St. Cyriakus gelegen war. Davon sind jedoch keine Reste mehr vorhanden. Die Hülser Pfarrkirche mit dem Patrozinium des hl. Cyriakus, zunächst eine Filiale von Kempen, erlangte wohl im 14. Jahrhundert ihre weitgehende Selbständigkeit. Zum Hülser Kirchspiel gehörten auch Teile der benachbarten Honschaften Benrad und Orbroich. Das Patronatsrecht lag bei den Herren von Hüls. Diese förderten auch die beiden Frauenklöster “Von der Verkündigung Mariens” (Klausur) und St. Cäcilia (Konvent), deren Anfänge um die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert zu datieren sind.
Eine Sonderentwicklung nahm das nördliche Drittel der Hülser Herrschaft, das 1363 bei einer Erbteilung an Mathias von Hüls gefallen war. Von ihm gelangte es an die Grafen von Moers. Unmittelbar nördlich angrenzend an den Flecken entstand im 16. und 17. Jahrhundert auf dem zu Moers gehörenden Gebiet mit der Hülsisch-Moersischen Straße ein eigener kleiner Siedlungsbereich. Er teilte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, wie das benachbarte Krefeld, das politische Schicksal der Grafschaft Moers. Nach dem Übergang an die Oranier im Jahre 1600 entwickelte sich die Moersische Straße zeitweise zu einem Zufluchtsort für handelsfreudige Reformierte, Mennoniten und auch Juden, die hier schon im 18. Jahrhundert ein Bethaus hatten.
Friedrich von Hüls baute ab 1455 die zweite Hülser Burg, deren Ruinen heute noch erhalten sind. Schon 1565 starb mit Katharina von Hüls das Hülser Rittergeschlecht aus. Die Herrlichkeit fiel nach langem Erbstreit an einige teilweise weit entfernt wohnende Adelsfamilien, die ihr Hülser Erbe bis zur französischen Zeit durch ihre Amtmänner und Rentmeister verwalten ließen. Im Jahre 1661 zählte die Herrlichkeit Hüls 111 Höfe und Häuser mit ungefähr 800 Einwohnern. Neben der Landwirtschaft waren Weberei, Ziegel- und Pottbäckerei und das Schnapsbrennen ihre hauptsächlichen Einnahmequellen.
Die Franzosen vereinigten 1798 die Herrlichkeit Hüls mit der Moersischen Straße und der Honschaft Benrad zur Mairie de Hüls, die dem Kanton Kempen zugeteilt wurde. Wie das gesamte Rheinland gelangte Hüls durch den Wiener Kongreß 1815 an Preußen. Es war nun eine Gemeinde in dem neu gebildeten Kreis Kempen. Von 1823 bis 1853 wurden die Bürgermeistereien Hüls, St. Hubert und Tönisberg von einem Bürgermeister verwaltet. Um 1815 hatte Hüls 1500 Einwohner. 1830 erfolgte der Ausbau der Landstraße von Krefeld nach Geldern und verbunden hiermit die Anlegung der Krefelder Straße in Hüls. 1844 Ausbau der Landstraße nach Kempen. 1847 entstand das Krankenhaus im alten Konventskloster. 1854 wurde das Bürgermeisteramt an der heutigen Tönisberger Straße gebaut. 1870 Eisenbahn Krefeld-Hüls-Kempen. 1883 wurde die Straßenbahn Krefeld-Hüls in Betrieb genommen, 1897 Anlage des Gaswerks, 1908 des Wasserwerks. 1880 hatte Hüls 6088 Einwohner.
Im 19. Jahrhundert war die Haus- weberei neben der Landwirtschaft der bei weitem größte Wirtschaftszweig. So gab es 1880 in Hüls bei 1366 Haushaltungen noch 1268 Handwebstühle für Samt und 197 für Seide. Schließlich verdrängten jedoch die entstehenden mechanischen Webereien die Handweberei. Die Übergangsphase wurde zu einer Zeit großer wirtschaftlicher Not. Um 1890 siedelten sich in Hüls erste Industriebetriebe an, hierzu gehörten mehrere mechanische Webereien, eine Gerberei, eine Hadernsortiererei und mehrere Ringofenziegeleien.
Als 1929 die Gemeinde Benrad aufgelöst wurde, kamen größere Gebietsteile zu Hüls. Ebenso wurden 1936 wesentliche Teile von Orbroich nach Hüls eingemeindet. 1938 brannten die Nationalsozialisten die Synagoge nieder. Im letzten Weltkrieg wurden bei mehreren Luftangriffen eine größere Anzahl von Häusern zerstört. Am 3.3.1945 zogen amerikanische Truppen in Hüls ein. Als Folge des Krieges sind 480 Hülser als Soldaten oder Zivilisten ums Leben gekommen. Im Jahre 1951 hatte Hüls 11600 Einwohner. Die Zeit nach dem Krieg war in Hüls durch den Ausbau der kommunalen Infrastruktur geprägt (Rathaus, Schulen, Krankenhaus). Auch die neu erbaute Kreuzkirche der Evangelischen Kirchengemeinde konnte im Jahre 1964 eingeweiht werden. Im Jahre 1970 verlor die Gemeinde Hüls, die nun 13000 Einwohner zählte, ihre kommunale Selbständigkeit. Sie wurde zunächst ein Stadtteil von Kempen. 1975 wurde Hüls dann nach Krefeld eingemeindet.
Wenn Sie mehr über die Geschichte von Hüls erfahren möchten, so empfehlen wir als Lektüre die von Werner Mellen verfasste “Chronik von Hüls”. Erhältlich in den Heimatstuben und den Hülser Buchhandlungen.