Mundartnachmittag 2025
Der Hülser trägt bekanntlich gern sein Herz auf der Zunge. So wollte der Beifall nach dem Mundartnachmittag des Heimatvereins unter dem Motto „Öt Hatt op de Toung“ auch gar kein Ende finden. Als Indra Kopp im vollbesetzten Heinrich-Joeppen-Haus gleich zu Beginn in ihrem Lied „En Mönke voll Plott“ anmerkte, dass die Hülser Mundart mehr als nur eine Sprache sei, sondern vielmehr ein „Jeföhl“, hatte sie das Publikum gleich auf ihrer Seite.
Walter Hermes und Willi Lufen machten sich Gedanken über den Schreibtisch eines gewissen Herrn Schiller, seines Zeichens Dichter, der plötzlich im Angebot des Antiquars Schaller auftaucht. Schiller, das wurde im Dialog klar, hat ein Stück namens „Wilhelm Tell“ geschrieben. Nicht zu klären war die Frage, wie dieser Wilhelm auf die absurde Idee kam, seine Armbrust auf Obst anzulegen.
Nachdem Ludwig Appelhans die Gäste musikalisch über die Hülser Breetlooks-Alm geführt hatte, erklärte ihnen Bernhard Funger die Vor- und Nachteile eines modernen „Schmacht-Phones“. Wenn das Teil anzeigt, dass es draußen regnet, bleibt man halt daheim, auch wenn offensichtlich die Sonne scheint. Er selber, so Funger, schaue aus dem Fenster, aber mit dieser Haltung gerate er mehr und mehr ins Abseits.
Mit dem Wetter plagten sich auch Waltraud Hybel und Indra Kopp herum. Allerdings mehr auf grammatikalischer Ebene. Korrekt oder nicht – der Genitiv auf „Hölsch Plott“ ist schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Und wenn dann noch der Dativ dazukommt, geht alles vollends durcheinander.
Nachdem Armin Kaufmann mit einem Beitrag des verstorbenen Hülser Mundartdichters Linge-Lau die Zipperlein von drei betagten Herren beleuchtet hatte, präsentierten Ludwig Appelhans und Hubert Kopp „Dat neue Meddel“ gegen Grippe. Verschreibt der Arzt „Aqua Maris“, kann die kritische Ehefrau kaum etwas gegen die Einnahme sagen, auch wenn das „Meereswasser“ im Vorfeld durch Doppelkorn ersetzt wurde. Mit „Krankheete on Doukters“ plagte sich Bernhard Funger herum und beschloss nach verschiedenen Ratschlägen, woher seine Kopfschmerzen kämen, einfach zu warten, bis sie von selber wieder verschwinden.
Nach „Heimatklängen“ von Walter Hermes berichtete Willi Lufen von seinem ersten (und vermutlich letzten) „Konsertbesuch“. Da gab es sogar Musik, stellte er fest, und außerdem einen Mann mit „Stöckske“, der mutmaßlich als Dompteur fungierte. Warum es indes zwölf Geiger gab, die alle dasselbe spielten, blieb ein ungelöstes Rätsel.
Nach einem ehelichem Zwist zwischen Indra Kopp und Walter Hermes, wer denn nun einkaufen geht, berichtete Waltraud Hybel über ihren jüngsten Besuch in Kempen. In einem Schuhgeschäft habe sie die Werbung „3 kaufen – 2 zahlen“ entdeckt und vergeblich nach der Sinngebung gesucht: „Ich habe doch nur zwei Füße.“
Willi Lufen und Bernhard Funger philosophierten über Sinn und Zweck von Stammbäumen, Ludwig Appelhans berichtete über die Erlebnisse von „Sees Frönde“, darunter fünf Junggesellen. Kulinarisch ging es zu, als Waltraud Hybel und Hubert Kopp sich über das Thema „Broan-eärpel“ ausließen. Nach einem Hin und Her über Mehrzahl und Geschlecht von Bratkartoffeln resigniert der Ehemann und macht sich auf den Weg nach Haberstroh: „Da jibt es leckere Prumetaat“. Bei deren Genuss unter freiem Himmel, fügte Armin Kaufmann in einem weiteren Beitrag hinzu, müsse man höllisch auf lästige Wespen achten, was bisweilen mit heftigen Löffelschlägen in die Sahne ende.
Spätestens, als alle Akteure abschließend „Höls ös dat Örtche“ vortrugen, war klar, dass „Plott“ sich hier nach wie vor größter Beliebtheit erfreut – auch dank der von Hubert Kopp jährlich organisierten Mundartabende.
Text : Heiner Deckers
















